Moshé Feldenkrais


1904 in Russland geboren, war ein wissbegieriger und genialer Forscher, der seine Methode über die Grenzen einzelner Fachgebiete hinaus entwickelte. Sein Lebenswerk wird inzwischen von Tausenden FeldenkraispädagogInnen fortgesetzt.

Er entwickelte eine einzigartige Methode, die Wahrnehmung und Bewegung einsetzt, um die enorme Lernfähigkeit des menschlichen Gehirns besser auszunutzen. Die Grundlage dazu lieferten seine Erfahrung als Wissenschaftler der Elektronik, Physik, Mathematik und als Ingenieur, seine Kenntnisse über Verhaltensforschung, Neurophysiologie, Psychologie und Anatomie, sowie sein frühes Interesse an Verteidigungskünsten, vor allem Judo.
Eine eigene Knieverletzung war ein ausschlaggebender Anlass für seine Arbeit.


Seine Beobachtungen führten ihn zu der Erkenntnis, dass selbst-bestimmtes Lernen durch scheinbar zielloses Herumprobieren, Experimentieren und Spielen ermöglicht wird. Er publizierte bereits Ende der 40er Jahre, was erst 50 Jahre später in der Hirnforschung belegte Tatsache wurde - das menschliche Nervensystem ist für lebenslanges Lernen ausgestattet.
Jedes gesunde Kind lernt Sitzen und Krabbeln, Stehen und Gehen, Sprechen und Denken ohne dass wir es ihm "beibringen", ohne dass es in der Form im Nervensystem vorprogrammiert ist. 
Jeder von uns erarbeitet sich diesen Weg von allein - findet kreative Lösungen als Antwort auf die Auseinandersetzung mit seiner individuellen Umwelt. Wenn man diesen Prozess versteht  und begreift, dass das Leben selbst ein Prozess ist, kann man das Lernen auf allen Ebenen weiter unterstützen, fördern, weiterentwickeln...
Zitat Moshé Feldenkrais: "verbessere die Qualität des Prozesses und verbessere damit die Qualität des Lebens selbst".

Ein bewegtes Leben
Ursprünglich aus Russland, wanderte er sehr jung allein nach Israel aus. Er machte sein Abitur, arbeitete an dem Aufbau des neuen Staates Israel und studierte später Physik, Mathematik, Maschinenbau und Elektrotechnik an der Sorbonne in Frankreich, wo er sein Studium als Doktor der Naturwissenschaften abschloss. Zu dieser Zeit lernte er Judo kennen, wurde der erste europäische Träger eines „Schwarzen Gürtels“ und eröffnete den ersten Judoclub in Paris. 1940 floh Feldenkrais aus Paris nach England. Während des zweiten Weltkrieges war er für die britische Admiralität tätig. In diesen Jahren interessierte er sich zunehmend für die menschliche Entwicklung.

Selbstbestimmtes lernen
Er litt an wiederholten Knieverletzungen durch Fußball und Judo, die so schlimm wurden, dass er nicht mehr schmerzfrei gehen konnte. Er weigerte sich, sich operieren zu lassen, da seine Ärzte ihm nur eine 50% Chance voraussagten, danach wieder gehen zu können. Als Wissenschaftler lehnte er solch ein Risiko ab und machte sich stattdessen daran, selbst zu erforschen, wie er seine verlorengegangene Gehfähigkeit wieder erlangen könnte. Dazu nutze er sein Wissen von Mechanik und Physik, sowie sein Verständnis von experimenteller Prozedur. Im Selbststudium eignete er sich umfangreiche Kenntnisse in den entsprechenden Fachgebieten an. Er bewegte sanft seine Gelenke und lernte langsam, seine gesamte Koordination zu verbessern und die Belastung seiner Knie zu mindern. Dabei fand er Wege, die grundlegenden Prozesse wiederzuerwecken, zu verfeinern und soweit zu systematisieren, dass sie heute als zwei Aspekte der gleichen Methode unterrichtet werden können:

-   Funktionale Integration (einzeln)
-   Bewusstheit durch Bewegung (in der Gruppe)

Bewusstheit als Schlüssel zur Heilung und des Lernens
Entscheidenderweise wurde ihm klar, dass es das Bewusstwerden seines Tuns war, das die Grundlage war, für das was er beabsichtigte - nämlich schmerzfrei zu gehen. Er verbrachte den Rest seines Lebens damit, diese Methode der Bewegungserziehung zu entwickeln, und half dabei tausenden Menschen aller Altersgruppen und  mit den unterschiedlichsten Herausforderungen.

In zahlreichen Büchern hielt er sein Werk, sein Verständnis und seine Hoffnung für die Menschheit fest.
Seine voraussehenden Annahmen und Thesen sind inzwischen wissenschaftlich bestätigt und finden zunehmend Anwendung auf der ganzen Welt.

Er starb 1984 im Alter von achtzig Jahren.